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„Es ist Ihr Job, einen Job zu finden“ — Werkakademie Eckernförde: Neuer Ansatz auf dem Jobmarkt

Seit Januar 2017 gibt es nun auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde eine Werkakademie nach holländischem Modell – ein neues Projekt, das unter dem Motto steht „Es ist Ihr Job einen Job zu finden“. Es ist anders als alle anderen Projekte des Jobcenters und der Agentur für Arbeit, mit einer besonderen Atmosphäre, die sich nur schwer beschreiben und erklären lässt, wenn man sie nicht selbst erlebt.
11,5 Wochen lang kommen die Teilnehmer, Kunden des Jobcenters und der Agentur für Arbeit in Eckernförde dreimal wöchentlich für je drei Zeitstunden zur DAA (Deutsche Angestellten-Akademie) in Eckernförde und spüren, dass da etwas passiert mit ihnen in ihrer Gruppe von 11 oder 12 Teilnehmern, wenn sie sich darauf einlassen.

Zwei dieser Gruppen gibt es, jede ist zweimal vormittags und einmal nachmittags da und wird von je zwei Coaches begleitet. Warum ist von Coaches die Rede und nicht von Lehrkräften? Zwar bieten die Coaches bei entsprechendem Bedarf auch Workshops zu bestimmten Themen wie z.B. „Die optimale Bewerbung – Ihre Visitenkarte“, die „Jobbörse“ oder zum Thema Zeitarbeit an, aber ansonsten begleiten/coachen sie nur den Prozess des Einzelnen, den dieser selbst steuert.
Es gibt für den Einzelnen keinen Zwang etwas zu tun, es erfolgt keine Bewertung durch die Coaches und es gibt keine vorgegebenen Antworten, sondern nur einen Katalog von Fragen, den die Teilnehmer sich nach und nach selbst beantworten.

Klingt fremd und nicht nachvollziehbar? Stimmt! Das weiß auch der Erfinder der Werkakademie, der Holländer Dick Vink, der deshalb die drei Coaches an 10 Tagen eine intensive Schulung von ihm und seinem Team durchlaufen ließ, in der er einerseits alle in die Situation der Teilnehmer versetzte und entsprechende Erfahrungen sammeln ließ und andererseits die Coaches bei der Arbeit in der Gruppe begleitete und beobachtetet. Das besondere an diesen Eckernförder Schulungstagen war, dass auch die Maßnahmebetreuer und Vermittler von Jobcenter und Arbeitsagentur sowie vom gemeinsamen Arbeitgeberservice „mit ins Boot“ kamen, um das, was dort im Rahmen der Werkakademie passiert, besser nachvollziehen zu können.

Denn auch das hat es hier noch in keinem Projekt gegeben: Wöchentlich sind die zuständigen Mitarbeiter/-innen von Jobcenter und Arbeitsagentur wie vom Arbeitgeberservice in der Werkakademie anwesend, machen teilweise aktiv mit und stehen jederzeit für Gespräche mit den Kunden zur Verfügung. Und all das ist von Erfolg gekrönt: Von den 61 Teilnehmern, die die Werkakademie bisher durchlaufen haben, verließen 36 diese mit einer konkreten Perspektive – in Arbeit, Ausbildung oder in Richtung Weiterbildung. Einige andere hatten sich am Teilnahmeende auf den Weg gemacht ihre Stolpersteine, die Hindernisse auf ihrem persönlichen Berufsweg, wegzuräumen.

Einer der derzeit 22 Teilnehmer, ein 23-jähriger ausgebildeter Bäcker mit einem Jahr Berufserfahrung, der seit fünf Wochen in der Werkakademie ist, berichtete heute, dass er seine Arbeit selbst gekündigt hatte, weil ihm sowohl die Arbeitszeiten in diesem Beruf als auch das Klima in seinem Betrieb nicht gefallen habe. Dann war der Anruf der Arbeitsagentur gekommen mit der Frage, ob er nicht Lust habe in der Werkakademie mitzumachen, es sei ein Platz frei geworden. Zwar habe er nicht ganz verstanden, was er da machen solle, aber er da er erstens nicht zuhause sitzen wollte und das zweitens als Chance sah, sich zu bewerben, sagte er zu. Sofort nach Beginn bekam er Vorschläge von anderen Teilnehmern, was er beruflich machen könne. Er lobt die Aufgeschlossenheit der Gruppe, die ihm wirklich zuhört und unterstützt. Die Coaches träten dann auf den Plan, wenn es einmal nicht weiter geht: Sie stellen Fragen, geben konkrete Aufgaben wie z.B. ein Bild über die eigenen Träume und Zukunftsvisionen zu malen oder sich feste Ziele zu setzen, alles Dinge, die man eigentlich sonst für sich behält.
Was dadurch passiert, wenn man das aufschreibt und ausspricht? Man glaubt eher daran, hat es klarer wieder vor Augen, sagt er aus Erfahrung. Nun strebt er eine Weiterbildung an, die auf seinem Ausbildungsberuf aufbaut. Aber er hat auch einen Plan B entwickelt, den er ebenfalls verfolgt: Er will sich erkundigen, was eventuell bei der Bundeswehr beruflich möglich wäre und hat dafür ein Beratungsgespräch vereinbart. Der junge Mann fasst zusammen: „Die Werkakademie hat meine eigene Denkweise ziemlich umgekrempelt. Ich kam ziemlich negativ und frustriert hierher. Dadurch, dass ich jetzt hier bin, bin ich wieder positiver, hoffnungsvoller, offener und motivierter. Und ich habe noch mehr als die Hälfte meiner Zeit hier vor mir…“

aus: Förde Express/Hallo Rendsburg vom 13. September 2017